Deutsche Jugendeinzelmeisterschaften
Zwischenstand nach dem 3. Tag der DJEM
Philipp Müller
DJEM
Am Mittwoch wurde nur eine Runde gespielt.
Am vielversprechendsten für Württemberg sind Tobias Kölle und Nils Richter in der U18 unterwegs sowie Marius Deuer in der U14.
Wir beginnen wieder mit der Auflösung der Aufgaben...
Ihr erinnert euch, Isabella zog hier 18.Db3 mit der Idee Txg6 wegen der Fesselung des f7-Bauern und gleichzeitig hängt der Läufer b4, also ist Db3 ein Doppelangriff auf die beiden schwarzen Läufer. Die Gegnerin erwiderte jedoch 18...Dd6, was den Läufer deckte und Matt auf d2 drohte. Hätte diese nicht wenig später auf h2 geschlagen, sondern den Läufer g6 gerettet, wäre Isa hier leer ausgegangen.
Richtig ist also 18.Txg6! mit der umgedrehten Idee 18.fxg6 19.Db3+ und der Läufer b4 hängt. Kritisch ist die Variante 18.Txg6 Lxc3. Ich habe diese Variante nicht gecheckt, aber vermute, dass danach 19.Txc3 (Zurückschlagen mit Tempo auf die Dame c6) gewinnt. Der Turm g6 kann sich dann wieder retten oder Schwarz tauscht die Dame gegen die zwei beiden Türme, aber Isa hat ja diesen Läufer g6 gewonnen.
Die zweite Stellung ist von Eduard. Dieser droppte hier einfach den Zwischenzug 19...Sc4+! und bekam 20.Kd1 Sxb2+ 21.Kd2 Sc4+ 22.Kd1 und erst jetzt 22...Txc8 auf die Platte und stand völlig auf Gewinn. Sehr starke Zwischenzüge in Form eines Springerpendels. Keine Selbstverständlichkeit in der U10!
Jetzt zum Tagesgeschäft:
Nils hat 2,5 Punkte aus 4 Runden und belegt damit den zwischenzeitlichen 6. Platz. Er hat seit der 2. Runde ausnahmslos sehr starke Gegner. In den höheren Altersklassen liegt die Schwierigkeit, über ein Remis hinaus zu kommen und gleichzeitig jede einzelne Niederlage zu vermeiden. Die Spieler und Spielerinnen sind sehr gut vorbereitet.
Hier spielte Nils z.B. einfach 5...Ld6!? statt den Bauern d5 zu decken und glich kurz danach aus, weil der Weiße nach 6.Dxd5 Sf6 7.Db3 c5 8.Sf3 cxd4 9.Sxd4 Lc5 10.e3 0-0 nur 11.Le2 statt 11.Dd1 zog. Danach war quasi nichts los und es folgte ein Remis, nett, wenn man Schwarz ist wie Nils hier.
Nils' einziger Gewinn stammt aus der 1. Runde. Für ihn entscheidend war hier die Öffnung der c-Linie mit 15.cxd5!?. Er kam später mit der Dame über c7 nach f4, von dort ging es nach h6 weiter, weil Schwarz im Irrglauben seinen Fianchetto-Läufer auf d4 tauschte. Bei so einem großen Gebäude wie die kurze Rochade mit f7-g6-h7-Bauern sollte man halt seinen Hausmeister nicht verscherbeln. Nils' Turm kam über c7 rein, klopfte den Läufer b7 weg und da ihn die schwarze Dame über d6-c6 verfolgte, gab er logischerweise die Qualität auf b8 hinterher. Kurz darauf verwandelte er in den vollen Punkt.
In der Ausgangsstellung übrigens gefällt 15.Se5! sehr gut, weil es die Entwicklung des Schwarzen vollends lähmt und den Läufer g2 auf der langen Diagonalen öffnet. Den Springerzug kann man also unter dem Aspekt "ruhig Blut!", erst einmal vorbereiten, Dominanz und Drohung > Ausführung betrachten.
Tobi liegt mit 3 aus 4 sogar auf Platz 2.
Vorgestern schrieb mich ein Kumpel an und fragte mich, welche Gewinnvariante hier beide Spieler übersehen hätten. Tobias setzte jedenfalls mit 19.Lxh7+? fort, wonach es ausgeglichen war, aber er gewann dennoch kurz darauf. Auflösung im nächsten Bericht.
Bislang gewann Tobias seine Weißpartien und er remisierte souverän mit Schwarz. Hier sind die Bauern d6 und c2 gleichermaßen rückständig. Weiß verfügt zwar im Moment über die 7. Reihe, aber dieser Vorteil ist nicht ausnutzbar durch einen anderen, greifbaren Vorteil (vgl. Srokovski) - z.B. Mattattacke oder Materialgewinn. Außerdem kann Schwarz auch auf der 7. Reihe Widerstand leisten.