Württembergische Jugendeinzelmeisterschaften
WJEM 2018
WJEM
Die Württembergische Jugendeinzelmeisterschaft 2018 ist zu Ende. Lindau bot gutes Wetter, eine wie gewohnt sehr gute Jugendherberge mit abwechslungsreichem und leckeren Essensangebot, viele neue und alte Gesichter, was Schiedsrichter, Freizeitbüro-Helfer, Turnierleiter, Bulletin-Teamer sowie Eltern und Teilnehmer betrifft.
Das Internet sowie die vielen kleinen Aufgaben ob des üppigen Freizeitangebots ließen eine zeitnahe Berichterstattung zu den einzelnen Runden nahezu unmöglich werden. So war der Schreiber in Planung und Durchführung von insgesamt vier Blitz- und Tandemschachturnieren, bei der Partieerfassung von insgesamt 574 Partien, bei zwei bis drei Dutzend teilweise umfangreichen Partieanalysen und -vorbereitungen, bei Gesprächen, Diskussionen mit Eltern und Teilnehmern beteiligt. Diese Rechtfertigung muss vorangestellt werden, damit dem geneigten Leser bewusst wird, dass das Fehlen der versprochenen Artikel nicht durch motivatorische, sondern vielmehr durch zeitliche Hintergründe verschuldet ist. Nebenbei wird es bei der DJEM 2018 wohl neue Württemberger T-Shirts geben, nicht mehr im Signal-Orange, aber seid gespannt und vor allem dankbar bei Familie Tolpa aus Schwäbisch Gmünd.
Kommen wir zum Turniergeschehen und fangen dort mit den Kleinsten an.
In der U10 absolvierte der Bebenhausener Timur Kocharin mit 6,5 Punkten einen regelrechten Start-Ziel-Sieg, nachdem er die ersten sechs Runden allesamt gewann und in der Schlussrunde ein völlig ausreichendes Remis der Kategorie „auf Nummer Sicher gehen“ vereinbarte. Selimhan Cilo folgte immerhin mit einem ganzen Punkt Abstand und freute sich ebenso auf die Qualifikation zur DJEM in Willingen. Bestes Mädchen war und somit auch zur DJEM fahren wird Evelin Bako, die sich gute 3,5 Punkte erkämpfte und in der Gesamttabelle mit den Jungs an 19. Stelle rangiert.
In der U12 gab es in der Schlussrunde einen echten Krimi, da Nikolas Wildermuth von den Königskindern Hohentübingen auf Colin Ensslinger von den Schachfreunden Schwaigern mit jeweils fünf Punkten aufeinandertrafen, während am zweiten Brett Oliver Schwartz vom Schachclub Ostfildern auf Malte Kluge von den Schachfreunden Kornwestheim traf. Letztere hatten vor der Runde jeweils 4,5 Punkte auf der Habenseite. Die beiden Führenden witterten also die Verfolger im Rücken und spielten beide auf Sieg. Es setzte sich Nikolas durch und da am Nachbarbrett auch Oliver gegen Malte die Oberhand behielt, wurden gleich beide „Schachfreunde“ auf die Ränge verwiesen. Nikolas (6 Punkte) und Oliver (5,5 Punkte) dürfen nun beide mit der DJEM planen und beide sind uns als Wiederholungstäter bekannt, da sie bereits letztes Jahr in Willingen qualifiziert waren.
Bei den Mädchen überragte Ann-Sophie Wörz, die nach zwei anfänglichen Niederlagen (auch bekannt als kurze Rochade) fünf (!!) Siege in Folge landete. Diese fünf Punkte katapultierten sie auf den insgesamt vierten Platz in der mit den Jungs gemischten Tabelle. Ann-Sophie qualifizierte sich zum dritten Mal hintereinander, auch wenn sie letztes Jahr nicht an der DJEM teilgenommen hatte. Auch das zweitplatzierte Mädchen, Mathilde Kohlrausch (3 Punkte, 20. Platz) darf sich auf Willingen freuen.
In der U14 gelang Tobias Kölle vom TSV Schönaich das, was einige schon letztes Jahr erwarteten: ein Start-Ziel-Sieg. Wohingegen letztes Jahr Lars Waffenschmidt vom Schachklub Bebenhausen einigen Favoriten einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte, hatten die an den vordersten Brettern gesetzten Spieler Lars dieses Mal eher auf dem Schirm. Dennoch bezeichnend, dass Tobias (6,5 Punkte) nach schwierigem Kampf den einzigen halben Zähler gegen eben jenen zähen Lars (5,5 Punkte), der völlig verdient Zweiter wurde, abgab. Danny Yi (5 Punkte) von den Schachfreunden Kornwestheim, der gegen Tobias Kölle verlor sowie jeweils ein Remis gegen den starken Georg Jakob (4,5 Punkte, 4.) von den Königskindern Hohentübingen und gegen Lars Waffenschmidt abgab, hat als DWZ-Stärkster noch die besten Chancen, über einen Freiplatzantrag bei der DJEM teilnehmen zu können.
In der U14w, die getrennt von den Jungs ablief, setzte sich Anna Sijia Liu (7 Punkte) vom Schachverein Stuttgart-Wolfbusch mit weißer Weste vor Hannah Zell (6 Punkte) vom Schachverein Jedesheim durch. Beide Mädchen dominierten klar ihre Altersklasse. Im entscheidenden Spiel in der vierten Runde nutze Anna Sijia ihren Anzugsvorteil, wobei sie sich nicht zu sehr vom Eröffnungsexperiment Hannahs beirren ließ und verwandelte dank eines aktiveren Königs und Läufers sowie durch Zugzwang-Ideen ihren Endspielvorteil zum wichtigen ganzen Punkt, der letztlich den Unterschied zwischen den beiden ausmachte.
In der U16 ging es äußerst knapp zu. Während des Turniers witzelte der Schreiber schon zu den Protagonisten, dass wohl aus Respekt keiner so wirklich gewinnen wolle. Natürlich ironisch gemeint, stichelte der Spruch bei manchem zu einer deutlichen Leistungssteigerung an. Zwei Runden vor Schluss gab es mit vielen 4/5 oder 3,5/5 keinen klaren Führenden wie in den Altersklassen, in welchem zum selben Zeitpunkt die Führen 4,5 oder gar alle fünf Punkte besessen hatten. Durch zwei Schlussrundensiege verwies Nils Richter vom TSV/RSK Esslingen mit sechs Punkten die Verfolger Jan Brunner (5,5 Punkte) vom TSV Schönaich, Marc Schallner von den Schachfreunden Kornwestheim, Daniel Merk von den Schach-Pinguinen Sulzbach, Roman Malich vom TSV Schönaich sowie Stefan Leser vom SV Weingarten (alle 4,5 Punkte) auf die Ränge. Da die Leistungsunterschiede der WJEM zur DJEM teilweise weit auseinander gehen, wird Nils einiges investieren, um bei der DJEM etwas bewegen zu können anstatt nur Zaungast zu sein.
In der U16w, die zusammen mit der U18w ausgespielt wurde, setzte sich Jacqueline Kobald (5,5 Punkte) vom Schachverein Stuttgart-Wolfbusch vor Maria Kadach (3,5 Punkte) vom Schachclub Neckarsulm durch. Jacqueline musste sich dabei nur der Gesamtsiegerin der U18w, Mirjam Zell (6,5 Punkte) vom Schachverein Jedesheim, geschlagen geben und remisierte stark gegen die Deutsche Meisterin der U16 aus dem Jahre 2016, Katrin Leser (6 Punkte) vom Schachclub Tettnang, die in der U18w hinter Mirjam Zweite wurde. D.h. Mirjam (U18w) und Jacqueline (U16w) fahren sicher zur DJEM und Katrin hat noch gute Chancen, über einen Freiplatzantrag hinzudürfen.
In der U18, der von mir als „Königsklasse“ titulierten Altersklasse, setzte sich Simon Degenhard (6 Punkte) vom Heilbronner SV vor dem Dauerrivalen David Wendler (6 Punkte) vom Schachklub Bebenahausen durch. Letztes Jahr war es noch genau umgekehrt gewesen, als David die bessere Feinwertung bei gleicher Punktzahl hatte. Dieses Jahr rechnete Simon richtig und als er sich sicher war, dass ein Remis zum Turniersieg reichen würde, nahm er den „Nummer-Sicher-Fahrschein“ zur DJEM und remisierte gegen den taktisch starken Arno Reindl (4 Punkte, 5. Platz) von der Schachgesellschaft Schwäbisch Gmünd. Simon gab noch in der dritten Runde gegen den über 2000 DWZ-starken Patrick Seitz (4,5 Punkte, 3. Platz) vom SR Heuberg-Gosheim ab. David gab kein einziges Remis ab, verlor aber in der entscheidenden vierten Runde im direkten Duell gegen Simon. Spitzenleistung, derart unter Druck stehend, die drei letzten Runde allesamt zu gewinnen, um noch auf einen Ausrutscher Simons zu warten. Allerdings wird es mit einem Freiplatz für David schwer, da seine 2100er-DWZ auf Deutschlandebene wohl tendenziell nicht ausreichen wird. Simon hingegen darf seine Koffer für Willingen packen.
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