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Team Württemberg wird Deutscher Vizemeister bei der DLM 2025

Großer Erfolg für Team Württemberg bei der Deutsche Ländermeisterschaft 2025! Was für ein Abschluss! Nach einer herausragenden Turnierwoche in Oer-Erkenschwick sichert sich Team Württemberg bei der Deutschen Ländermeisterschaft 2025 sensationell den zweiten Platz – dank eines überzeugenden 5:3-Siegs gegen Bayern in der Schlussrunde.

Wenn man bedenkt, wie schwer der Start ins Turnier organisatorisch war – fast hätte es gar kein württembergisches Team gegeben – ist dieses Ergebnis schlicht überragend. Hätte Julian Maisch nicht immer wieder vorgebracht, das er ein Württembergisches Team organisieren würde, wäre keins zustande gekommen. Hätten Enis Zuferi und Daniel Schäfer nicht zugesagt, hätten wir keine Trainer gehabt. Und nur durch den unermüdlichen Einsatz unserer beiden Trainer und der großartigen Spielerleistungen wurde diese DLM zu einer echten Erfolgsgeschichte.

Nach dem zähen Auftakt mit zwei 4:4-Unentschieden gegen Hamburg 2 und Berlin nahm das Team richtig Fahrt auf. Siege gegen Sachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt folgten, und selbst die klare Niederlage gegen das starke Team aus Nordrhein-Westfalen konnte den Kampfgeist der Mannschaft nicht bremsen. In der letzten Runde zeigten die Württemberger dann noch einmal alles: Mit einem 5:3 gegen Bayern sicherten sie sich verdient den Deutschen Vizemeistertitel.

Ein großes Lob geht an das gesamte Team, das sich über die gesamte Woche durch außergewöhnliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Teamspirit ausgezeichnet hat. Besonders stark präsentierten sich erneut unsere Mädchen:

  • Sztella Balazs (6,5 / 7) und

  • Tiffany Tu (5,5 / 7)
    waren wichtige Punktelieferantinnen und spielten ein herausragendes Turnier.

Auch an den vorderen Brettern zeigten die Jungs starke Leistungen: Daniel Nunez Grégoire, Nick Retzlaff, Colin Ensslinger, Lennart Naumann, Daniil Yasmo und Stela Moldovan kämpften in jeder Runde bis zum Schluss – oft mit Erfolg und immer mit Leidenschaft.

Damit gelingt Württemberg erstmals seit 2011 wieder ein Platz auf dem Podium – und was für einer! Nach einer turbulenten Vorbereitung und einer starken Turnierwoche dürfen alle Beteiligten stolz auf sich sein.

Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team – Deutscher Vizemeister 2025!

 


Vor der letzten Runde gegen Bayern waren meine Gedanken vor allem von einem Gefühl dominiert. Nein, es war nicht Anspannung. Wozu auch? Das Team hatte schon Großartiges geleistet, noch ein Sieg wäre "nur" ein Sahnehäubchen. Aber die Vorstellung, Deutscher Vizemeister zu werden, ließ mich ebenfalls nicht los. Zumindest in den Momenten, in denen ich klar denken konnte, da mich die Müdigkeit schon dominierte.

Die Mission "Phönix aus der Asche" startete mit einem Start-Ziel-Sieg für Stela Moldovan. Erneut wurde in der Württemberger Kochstube eine perfekte Vorbereitung gezaubert. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden wurde das bayerische Brett 5 ordentlich bedient und wir gingen 1-0 in Führung. Auch Daniil Yasmo entfesselte seinen inneren Steffen Henssler. Daraus resultierte eine scharfe Mittelspielstellung mit heterogenen Rochaden. Wer mal von mir trainiert wurde, kennt die wichtigsten drei Pläne in solchen Stellungen: 1. Königsangriff 2. Königsangriff und 3. Königsangriff. Daniils Angriff war stärker als der seines ukrainischen Kollegen und so stand es schon 2-0. Bei Lennart Naumanns Vorbereitung gingen wir mit einem stark gewürzten Kochrezept ein hohes Risiko ein. Lennart hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren und vielleicht könnte er für eine Überraschung sorgen. Leider erwies sich sein Gegner doch als zu stark in der ungewöhnlichen Stellung, dadurch verkürzte Bayern. Für das erste Kribbeln im Bauch sorgte Sztella Balazs. In einer komplexen Sveshnikov-Mittelspielstellung bewies sie, dass sie taktisch auf der Höhe war. Die Gegnerin schien nervös zu sein (nach der Partie schnappte ich den Kommentar "was habe ich da nur gemacht??" auf), so konnte Sztella schnell einen Mehrturm ihr Eigen nennen. Genug, um zu gewinnen.

Es ergab sich somit die klare Tendenz eines Württemberger Sieges, während Baden, unfreiwillig zu siebt am Brett, gegen Hessen mit scheinbar unlösbaren Aufgaben zu kämpfen hatte. Mit diesen Zutaten könnte die Vizemeisterschaft aus dem Ofen kommen. Jedoch ging das nicht ohne eine Prise Drama. Daniel Nunez Grégoire hatte das Geschehen im Blick und bot seinem Gegner Remis an. Dieser stand auf und inspizierte alle laufenden Partien. Er kam wohl zum selben Schluss wie ich, dass Weiterspielen sinnlos war – Alberto Atoyans Stellung gab nichts her und so viele vorteilhafte Stellungen hatte Bayern nicht mehr. Also Remis an Brett 1. Zeitgleich bot Tiffany Tus Gegnerin Remis an. Ich konnte nur machtlos zusehen, wie Mannschaftsführer Colin Ensslinger ihr empfahl, das Remis anzunehmen. In meinem Kopf wiederholte ich pausenlos die Aufforderung "los Tiffany, nimm an" in der Hoffnung, sie würde meine Gedanken lesen. Jedoch lehnte Tiffany ab, weil sie Sorgen um den Brettpreis hatte! Danach brauchte ich erstmal etwas Abstand vom Geschehen.

Meine Schwarzmalerei war jedoch unbegründet. Zwar verlor Tiffany zwei Bauern, aber ihre Gegnerin bot noch einmal Remis und beim zweiten Mal zeigte sich der kleine Star doch einsichtig. Nur kurz danach konnte sich mein Herzschlag vollends beruhigen. Nick Retzlaff verteidigte umsichtig und nutzte einen Fehler des Deutschen Meisters U10, Aadith Ranganathan, aus, um sofort ein Remis zu forcieren. Colin sorgte für Ergebniskosmetik, indem er sich ebenfalls stark verteidigte und ein Remis-Endspiel "falscher Läufer + Randbauer" erzwang.

Summa summarum ein 5-3 gegen Bayern, während Baden gegen Hessen nicht über ein 4-4 hinauskam. Damit waren wir ganz klar "best of the rest". Letztes Jahr noch katastrophal Viertletzter (Württemberg), Vorletzter (Baden) und Letzter (gemeinsames Team), war die Wiederauferstehung schneller gekommen als erwartet. Vizemeister Württemberg und der 3. Platz für Baden.

Sztella (6,5/7) und Tiffany (5,5/7) holten sich die Preise für ihre Leistungen an den Brettern 7 und 8. Siehst du, Tiffany, du hättest dir nie Sorgen machen müssen :)

Insgesamt ein tolles Erlebnis und ein Beleg dafür, dass ein guter Teamgeist deutlich wichtiger als Elo sein kann. Die Stimmung im Team war stets harmonisch. Nordrhein-Westfalen konnten wir in diesem Jahr zwar nicht aufhalten, aber vielleicht nächstes Jahr, wenn alle noch ein Jahr trainieren.

Alle Ergebnisse hier:
https://www.deutsche-schachjugend.de/2025/dlm/